1972 | Datenverarbeitung ist die Verarbeitung von Massendaten mit Lochkarten als einzigem Eingabemedium. Unter dem Slogan "Fenster in den Computer" kündigt IBM eine neue Generation von Bildschirmen an, die jedoch eine Anlage mit entsprechender Kapazität voraussetzt, die den Kostenrahmen eines mittelständischen Unternehmens meist überschreitet. Für die Renker GmbH (Papierveredelung) in Düren ist die Entwicklung moderner Anwendungen nur möglich, wenn die für Bildschirme erforderliche Computerleistung mit anderen Unternehmen gleicher Größe geteilt werden kann. Am 1.1.1972 gründet Renker daher ein neues Unternehmen mit dem Namen "Renker Daten KG". Ziel des Unternehmens ist "die Erbringung von Dienstleistungen aller Art auf dem Gebiete der elektronischen Daten-Verarbeitung". Das Unternehmen soll durch Installation eines IBM /360 Großrechners mit dem Betriebssystem, das heute unter dem Namen VSE bekannt ist, der mittelständischen Industrie der Region als neutrales Rechenzentrum die Möglichkeit bieten, Bildschirmanwendungen zu tragbaren Kosten zu realisieren. |
1973 | Die Zielgruppe der Rechenzentrumskunden, die meist im unteren Bereich der IBM /360 angesiedelt ist, arbeitet ausschließlich mit der Programmiersprache RPG. Ab Frühjahr 1973 bietet die IBM zur Einbindung von Bildschirmen in die Anwendungen das Monitor-System CICS an. CICS unterstützt die Programmiersprachen COBOL, PL1 und Assembler. COBOL und PL1 erweisen sich bei der Größe der damaligen Speicher (64 K) als nicht praktikabel. Die Programmierung in Assembler schränkt den Kreis der möglichen Anwendungsprogrammierer wesentlich ein und erfordert lange Programmierzeiten. CICS wird dennoch installiert. Die Ankündigung der IBM, RPG auch in absehbarer Zeit unter CICS nicht zu unterstützen, ist der Anstoß zur Entwicklung eigener Werkzeuge, da alle vorhandenen nicht zu befriedigenden Ergebnissen führen. Der Compiler CPG (Communications Program Generator), der aus einer RPG-Oberfläche ein CICS-Assembler-Programm erzeugt, wird zunächst für den Eigenbedarf entwickelt. Ende des Jahres wird das Produkt erstmals probeweise außer Haus installiert. |
1974 | Die Nachfrage nach Hilfsmitteln für die CICS-Programmierung wächst. Im April wird CPG für den Vertrieb freigegeben und gleich zehn Mal installiert. CPG ist ein Programmgenerator, der ein in RPG geschriebenes Programm in ein CICS-Assembler-Programm übersetzt, erweitert um speziell für den Bildschirm entwickelte Funktionen. Der weitere Ausbau des Compilers wird meist auf Zuruf durch den Bedarf gesteuert. Obwohl Renker zu dieser Zeit keine Vertriebsaktivitäten entwickelt, wächst die Zahl der Anwender auf Grund von Empfehlungen sehr schnell. |
1975 | Eine Anfrage für das Betriebssystem OS (heute z/OS) erfordert einen zweiten Compiler und damit eine Doppelentwicklung. Renker findet die Lösung durch eine neue Technik, die den Compiler weitgehend von der Basissoftware unabhängig macht. Die Unabhängigkeit wird durch neutrale Interfaces erreicht, die für andere Systemkomponenten einfach ausgetauscht werden können. Das Interface zum CICS wird die "Methodenbank" genannt. Heute würde man CICS-Objekt sagen. IBM stellt die Organisation der externen Speicher von ISAM auf VSAM um. Dies erfordert in vielen Unternehmen einen immensen Aufwand an Umorganisation und Neuprogrammierung. CPG nimmt dem Anwender die Neuprogrammierung ab. Ein ISAM-Programm läuft auch unter VSAM genau so wie vorher. Die Anwender anderer Programmiersprachen erfinden den Slogan: VSAM ist grausam. |
1976 | Die Methodenbank wird um compiler-interne Routinen erweitert. Dadurch benutzen diese Routinen den Speicherplatz nur ein Mal und verringern so den Speicherplatzbedarf um ein Vielfaches, was zu wesentlichen Verbesserungen der Performance im Vergleich zu anderen Programmiersprachen führt. VSAM erfordert in vielen Fällen eine Reorganisation der Dateien. Um diese zu erleichtern, bietet CPG die Auslagerung der Dateizugriffe in logische Dateien an. Diese Technik erlaubt dem Entwickler, auch bei neuem Design der Datenbank mit vorhandenen Programmen auf die Sicht einer alten Datei zuzugreifen, selbst wenn diese Datei physisch nicht mehr zur Verfügung steht. |
1977 | In den Compiler werden neue Service-Komponenten wie Diagramme und Entscheidungstabellen integriert. Die Zahl der CPG-Anwender wächst weiter. Auch das Ausland wird auf CPG aufmerksam. Der erste Auslandsvertrag wird mit TOP DATA in Kopenhagen für den skandinavischen Raum abgeschlossen. |
1978 | Die Methodenbank-Technik wird auf die Anwendungsprogramme ausgedehnt. Es entsteht das Produkt HL1 (Hierarchical Language One), das dem Programmierer die Möglichkeit bietet, Programme extern zu strukturieren. Durch den Einsatz moderner Techniken werden die Programme wesentlich wartungsfreundlicher. Das selbe Modul kann sowohl online als auch im Batch ausgeführt werden. Mit Altergo Ltd in London wird ein Vertrag für den weltweiten Vertrieb des CPG abgeschlossen. |
1979 | Der hundertste Inlandskunde ist Anlass für die Gründung der Benutzervereinigung COURSE (Club Of User Recommended Software Engineering), die sich mindestens ein Mal pro Jahr versammelt, um Informationen und Forderungen auszutauschen. Das Datenbanksystem VBOMP der Firma Wilken, das bei vielen CPG- Anwendern eingesetzt wird, wird von CPG direkt unterstützt. |
1980 | Es gelingt, (im Gegensatz zu den anderen Online- Programmiersprachen, in denen Neuprogrammierung erforderlich ist) den Schritt von CICS Macro Level nach CICS Command Level für CPG-Anwender auf eine Umwandlung des unveränderten Sourcecodes zu reduzieren. |
1981 | Bei Renker findet ein Wechsel der Anteilseigner statt. Die Renker Daten KG wird umgewandelt in eine GmbH. Forderungen des US-Vertriebspartners Insac Inc in Atlanta führen zur Entwicklung von Zusatzprodukten für den Endbenutzer, wie der amerikanische Markt sie verlangt. In Deutschland werden diese Werkzeuge als Tool Package (TOP) angeboten. Die Zahl der Anwender in den USA wächst von Woche zu Woche. |
1982 | Alle Anteile der Renker Daten GmbH werden von deren Geschäftsführer Günther Lattwein übernommen, und die Firma wird umbenannt in Lattwein GmbH. Die noch bestehenden Verträge mit Rechenzentrumskunden werden weitgehend aufgelöst und die Firma konzentriert sich auf die Entwicklung von Software-Werkzeugen. Der Befehlsvorrat des CPG wird reorganisiert und moderneren Programmiermethoden angepasst. Die Befehlsgruppen "IF" und "DO" erlauben die bessere Strukturierung der Programme. Erste Endbenutzer-Werkzeuge entstehen. Ein Query erlaubt die Erstellung von Programmen ohne Programmcode. |
1983 | Die Altergo Ltd in London meldet Konkurs an. Da die komplette Dokumentation für den weltweiten Vertrieb dort erstellt wurde und auch der Service für alle Agenten von dort erfolgte, stockt der Vertrieb im Ausland für einige Zeit. Eine Tochter von Thorn EMI übernimmt die Aufgaben der Altergo. Der CPG wird um einen Maskengenerator erweitert, der die Beschreibung der Bildschirmmaske aus dem Programm herauslöst und damit unabhängig vom Programm macht. |
1984 | Schnittstellen zu verschiedenen Datenbanksystemen werden angeboten. Der CPG erhält ein neues Gesicht. Das ehemals von RPG vorgegebene feste Format wird um ein freies Format, wie es von den meisten moderneren Programmiersprachen benutzt wird, erweitert. Rund um das Query-System des Tool Packages wird eine neue Gruppe von Endbenutzer-Werkzeugen entwickelt, die mit den bereits bestehenden zu einem neuen Paket (QUICK = Query User Information Control Kit) zusammengefasst werden. Alle Quick-Produkte beginnen mit "Q" (z. B. QSF und QTF) und sind Bestandteil des CPG. |
1985 | Für die Portierung von Anwendungen auf den PC entsteht ein neues Werkzeug PC-CPG. Dies ist ein Generator, der aus einem CPG-Quellenprogramm ein Basic-Programm generiert. Auf Anforderung aus dem Kundenkreis soll ein einfaches Textverarbeitungs-Paket entwickelt werden, das weniger für die Sekretärin als für den Programmierer gedacht ist und eine direkte Verbindung von Programmen und Texten ermöglicht. |
1986 | Die Zahl der weltweiten Installationen überschreitet die 500. Die peripheren Werkzeuge des CPG werden weiter ausgebaut. Ein Data Dictionary ermöglicht die zentrale Beschreibung der Datenfelder. |
1987 | CPG war bisher eine reine Dialogsprache. Ab jetzt ist auch die Erstellung von Programmen für die Stapelverarbeitung (Batch) mit CPG möglich. Die Lattwein GmbH bezieht neue Räume in Düren in der Otto-Brenner-Straße. |
1988 | Der Programmtest wird vereinfacht. CPG erhält einen Debugger, der auf Statement-Ebene den kompletten Programmstatus anzeigt. Ein separates Werkzeug zur Gestaltung von Listen wird angeboten. Graphische Druckausgabe mit IPDS wird unterstützt. QSF, der Maskengenerator des CPG wird für alle Bildschirmformate erweitert. |
1989 | Die Produkte werden neu organisiert und zu Service Levels (1 bis 4) des CPG zusammengefasst. CPG1 ist der ursprüngliche Compiler mit RPG-Oberfläche. CPG2 ist der erweiterte Compiler in der modernen Form mit allen zur Programmierung gehörenden Zusatzprodukten. CPG3 ist CPG2 plus HL1 plus alle zum Tool Package gehörenden Werkzeuge, plus alle verfügbaren Schnittstellen zu diversen Datenbanken. CPG4 ist CPG3 plus Textverarbeitung, Wissensverarbeitung und die Unterstützung graphischer Drucker. Für die Wissensverarbeitung wird ein neues Werkzeug angeboten, das ähnlich einer Suchmaschine im Netz anhand von Stichwortkombinationen alle möglichen Einheiten (Programme, Dokumente, Formeln, Queries, Masken usw.) im System aufsucht. |
1990 | Alle Lattwein-Produkte werden an die erweiterten Betriebssysteme ESA der IBM angepasst - für die Anwender ist dazu nur eine Programmumwandlung erforderlich! ür die Anwender anderer höherer Programmiersprachen entfällt in diesem Jahr der Macro Level (siehe 1980). Alle Programme, die noch unter Macro Level geschrieben wurden, sind unter ESA nicht mehr lauffähig und müssen folglich neu geschrieben werden. Für CPG-Anwender reicht eine Umwandlung. |
1991 | SQL wird durchgängig in den Compilern unterstützt. SQL-Statements können "1:1" in den Code eingefügt werden. Tools zur komfortablen DB2-Verarbeitung (QSAT- Quick SQL Access Tools) werden entwickelt. |
1992 | CPG4 wird weiter ausgebaut. |
1993 | ESA-Versionen im VSE-Bereich werden ausgeliefert. Alle CPG-Programme, die für vorhergehende Betriebssysteme geschrieben wurden, sind unter ESA auch im erweiterten Adressraum ohne Änderung lauffähig. |
1994 | QPG (Quick Program Generator) macht die Anwendungsentwicklung nochmals schneller: QPG ist ein Just-in-Time-Compiler, der auf der CPG-Syntax basiert, aber auf veraltete Operationen verzichtet. Die Datenübergabe zwischen Modulen ist im QPG weitestgehend automatisiert. |
1995 | Überlegungen zu einem Anwendungsbaukasten werden im Anwenderkreis diskutiert. Erste Versuche mit einem Pilotkunden führen schließlich zur Umwandlung des Projektes in einen Vertrag zur Übernahme der Verantwortung für die Anwendungsentwicklung dieses Kunden (Outsourcing der Anwendungsentwicklung). Lattwein bietet erstmals ähnliche Dienstleistungs-Verträge für Kunden an, die mit CPG arbeiten. |
1996 | Lattwein kündigt eine Verbindung zwischen IBM Mainframe-Rechnern und dem firmeninternen Intranet oder dem Internet als Bestandteil des CPG (CPG5) an. Damit wird es möglich, Datenbestände von Mainframe-Rechnern auf einfache Art in internen oder externen Netzen verfügbar zu machen. |
1997 | Die Lattwein GmbH feiert ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. CPG5 wird erstmals installiert. |
1998 | Das Internet macht die Wiederaufnahme des Auslandsvertriebs direkt von Düren aus möglich. |
1999 | Success Story im IBM S/390 Bulletin und Vorträge von Lattwein-Benutzern auf der GSE-Jahrestagung. Zahlreiche Projekte zur Einführung von CPG5 bei (Neu-) Kunden. |
2000 | Weitere Success Story im IBM S/390 Bulletin. Vortrag eines Kunden auf einer GSE-Tagung. Lattwein-Vorträge auf mehreren IBM Partner-Events. Erste internationale CPG5-Installation in England. Erste Internet-Anwendung im produktiven Einsatz. Zugriff auf Daten anderer Rechnerwelten aus CICS-Transaktionen. |
2001 | CPG5 auch für Linux und Linux for S/390. Success Story auf der VSE Home Page der IBM. Vortrag eines Kunden auf einer GSE-Tagung. |
2002 | Vorträge eines Kunden auf einer GSE-Tagung und auf IBMs VM/VSE IS-Leiter Kolloquium. File Transfer-Software QIT über TCP/IP. Hans-Dieter Lattwein ist zusätzlicher Geschäftsführer. |
2003 | Vortrag eines Kunden auf einer GSE-Tagung; Konnektor CPGXML erstmals im praktischen Einsatz. |
2004 | Vortrag eines Kunden auf einer GSE-Tagung zum Thema CPGXML. Schulungsprogramm für fortgeschrittene VSE-Systemer und "Grundausbildung" für VSE-Einsteiger. |
2005 | CPGJDBC zur Verarbeitung von Daten anderer Plattformen im CICS und im Batch im praktischen Einsatz. Zunehmend Entwicklung individueller, konnektorbasierender Lösungen im Kundenauftrag (wie z. B. Anbindung einer CPG5-Browseranwendung an einen B2B-Marktplatz) |
2006 | Unser Konnektor zu SAP R/3 und mySAP Business Suite führt beim Anwender dazu, dass Daten bei der Pflege auf dem Host bei 'Enter' auch in die SAP-Datenbasis abgestellt werden. |
2007 | Bei Wessels+Müller in Osnabrück kommuniziert die zentrale Mainframeanwendung mit einem Webservice der B2B-Plattform TecCom, um beim Lieferanten die Verfügbarkeit von Autoteilen abzufragen, um diese zu bestellen und um den Vorgang in der zentralen Anwendung zu verbuchen. |
2008 | Zwei Beispiele, wie eine bewährte COBOL-Anwendung auf dem Mainframe an die heutigen Anforderungen angepasst wurde: Der Pharmagroßhändler Kapferer stellt diese Anwendung für seine Kunden (Apotheken) sowohl als Browseranwendung auf seiner Homepage als auch als Webservice zur Verfügung. Als Webservice kann sie von jedem Entwickler einer anderen Plattform einfach genutzt werden. In die COBOL-Anwendung musste dafür nur minimal eingegriffen werden. |
2009 | CPGWSC ermöglicht bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution, dass der Mainframe über Webservices mit den anderen Plattformen kommunizieren kann. Ziel der Entwicklung bei der BGHW war "e i n e Lösung für a l l e Webservices". |
2010 | Die Kommunikation zu Webservices kann jetzt auch aus Batchprogrammen heraus genutzt werden. |
2011 | Nachdem unsere Lösung, aus System-z-Programmen Anwendungen auf anderen Plattformen aufzurufen und dabei Daten zu übergeben, schon in vielen individuellen Entwicklungen erfolgreich implementiert ist, bieten wir Sie auch als Produkt CPG-Shell an. |
2012 | CPG-Shell haben wir auch für z/OS unterstützt. |
2016 | Seit 2006 gibt es die SAP-Shell, um aus Host-Anwendungen Daten ins SAP abzustellen. 2016 und 2017 haben wir einen Prototypen für den umgekehrten Weg entwickelt: Ist SAP das führende System, dann können Host-Anwendungen online und im Batch per Link einen Funktionsbaustein (BAPI) im SAP-System aufrufen. |